Sonntag, 8. April 2007

Karfreitagskind

Vor kurzem habe ich die Geschichte eines armen Kindes gelesen, das viel zu leiden hatte (José Mauro de Vasconcelos: "Wenn ich einmal gross bin"). Es hat mich ziemlich betroffen gemacht, weil ich manches was da geschildert wird aus eigenem Erleben kenne. Ich habe an dem bitteren Kelch zwar nur genippt. Aber es genügte, um mich wissend zu machen. Die Gedanken sind mir am Karfreitag gekommen, aufschreiben tue ich sie am Ostersonntag. Da mag schon ein neues Licht durchschimmern.
Kind! Ich nenne Dich Bruder, ich nenne Dich Jesus, auch wenn Du ein Mädchen bist, Kind Du bist überall, Du bist auch in mir. Kind, das kein Recht hat, Kind, auf dessen Gefühlen herumgetrampelt wird. Kind, das verhungert, zu zehntausenden Kind, dessen Seele mit sexuellen Uebergriffen beschädigt wird, Kind, das ausgestossen wird, Kind, das genital verstümmelt wird, Kind, das nicht geliebt wird, Kind, ich sehe Dich hinabstürzen in tiefe Nacht, Dunkelheit, Kälte, Kind, im Gefängnis der eigenen Verbitterung und Verhärtung, Kind, das verurteilt wird, Kind, das sein innerstes Wesen verleugnen muss, Kind, das niemandem Liebe zeigen darf, Kind, das geächtet wird, Kind, dessen Schrei unterdrückt wird, Kind das abgetrieben wird und abgetrieben hat, Kind, das zusammen geschlagen wird,!Kind, . . woher kommt mir dies? das ist kein Wort, das ist ein Schrei: Kind, das gekreuzigt wird, nicht einmal, milliionenfach! und die Dich kreuzigen tragen ein Kreuzzeichen als Schmuck, nennen sich manchmal fromme, manchmal Christen, manchmal Gerechte . . . Darf ich nicht schreien an diesem heiligen Tag? aber derSchrei ist da,mächtig und will hinaus
Man sagt, es sei jetzt Ostern. Wage ich es, dies Dir gegenüber auszusprechen? Wäre es möglich, dass Du es hören kannst? Wäre es möglich, dass wir, die wir an Ostern glauben, Dich liebend wärmend an uns nehmen, Dich in Liebe zu halten, bis es möglich wird, dass Du Dein Herz auftust. Vielleicht braucht es dafür auch bei Dir Jahrzehnte. Tamaro

Freitag, 6. April 2007

Einssein, Joh. 17.21

Einssein. Dies ist keine Theologie. Nur Gedanken, die mir aufkommen, weil ich das Ausschliessen fürchte. Stichwörter (in Klammerneinzelne Kommentare dazu, keine Begründung).
Einssein mit: Atheisten (sie sind beinahe die Einzigen, die das zweite Gebot respektieren)Ketzer (ja,ja, ich auch) Frauen (meine weiblichen Qualitäten gehören zum Kostbarsten, das ich bekommen habe)Kranke (als Arzt weiss ich um deren Ausgrenzung)Feiglinge (ich war nie mutig)Hungernde (ich gebe ihnen zu wenig)Rebellen (nahe Verwandte)EhebrecherInnen (betroffen) Exkommunizierte (eigene Erfahrung)Gewattätige (damit sie sich zurück nehmen können)Bauern (sie stehen der heilige Erde nahe) Heiden (wir sind so voller Ahnungen)
Zuletzt musste ich vom "sie" auf "wir" schalten, und dies wäre eigentlich durchgehend richtig gewesen.
Bitte um Fortsetzung Tamaro

Dienstag, 3. April 2007

Ketzerei

Paulus schreibt (ungefähr): "da gibt es weder Beschnitene noch Unbeschnittene, weder Mann noch Frau etc."
Darf man auch etwa folgende Begriffspaare anfügen?
Frohe - Leidende, Dumme - Gescheite, Schöne - Entstellte, Sanfte - Polterer, Konservative - Progressive, Normale - Irre, Gesunde - Kranke, Katholiken - Evangelikale , Heterosexuelle - Homo- und Transsexuelle, Weisse - Schwarze, Süchtige - Drogenfahnder
Rebellen - Ordnungshüter, Ordensleute - Exkomunizierte . . .
Braucht es nicht uns alle zur Vollständigkeit des Reiches Gottes, das da kommen soll?
Hat jemand Lust zur Fortsetzung?